“Ich möchte mal wieder einfach nur Tochter sein…”
Besuche bei älter werdenden Eltern oder Grosseltern sind oft geprägt von Pflichten:
Putzen, Kühlschrank auffüllen, Garten umgraben, Rasen mähen, Schreibkram erledigen.
Der einst unbeschwerte Kaffeenachmittag liegt lange zurück.
Was machen wir Kinder mit unseren ambivalenten Gefühlen? Natürlich wollen wir helfen. Andererseits entsteht Druck, weil wir eben auch ein eigenes Leben mit unserem Beruf und einer eigenen Familie haben.
Diese Ambivalenz kann zu Konflikten führen, wenn die Erwartungen der Eltern immer grösser und selbstverständlicher werden und professionelle Hilfen als Unterstützung rigoros abgelehnt werden.
𝐖𝐚𝐬 𝐭𝐮𝐧, 𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐞𝐬 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐥𝐞𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐟ä𝐥𝐥𝐭?
🔹 Lass das einstige (Ideal-)Bild deiner Eltern los und akzeptiere den gegenwärtigen Zustand.
🔹 Bleib geduldig und einfühlsam für den Wunsch deiner Eltern nach Autonomie und Selbstbestimmung.
🔹 Suche immer wieder den Dialog mit deinen Eltern, auch wenn das (vor allem am Anfang) zu Konflikten und Streit führen kann.
🔹 Verliere in Diskussionen nie deine respektvolle Haltung gegenüber deinen Eltern.
🔹 Grenze dich ab, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
🔹 Akzeptiere, dass deine Werte nicht die deiner Eltern sein müssen.
🔹 Setz dich persönlich damit auseinander, wenn du vor allem aus
Verpflichtung und nicht aus Liebe und Verbundenheit deine Eltern unterstützt (das nimmt kein gutes Ende).
Es ist ein Prozess, wenn die Rollen scheinbar getauscht werden. Dieser Prozess kann sehr belastend sein und wird noch dazu beeinflusst von der lebenslangen Eltern-Kind Bindung.
Im besten Fall führt dieser Prozess zur Klärung der Standpunkte, zu Akzeptanz und zu der Entwicklung einer neuen positiven Beziehungsphase.
Ich hoffe, es gibt noch viele Gelegenheiten für dich, mit deinen Eltern zusammen zu sein. Lehnt euch zurück, geniesst eine Tasse Kaffee, tauscht euch über alte Zeiten aus und legt die Sorgen beiseite. Das ist der Moment, in dem du wieder unbeschwert Tochter oder Sohn sein darfst, umgeben von Liebe und Geborgenheit.